Zwei Aargauer Kunstradtalente an der UCI WM 2023 in Glasgow: Erfahrungsbericht

Schon bei unserer Ankunft in Glasgow war nicht zu übersehen, dass die Stadt sich ganz dem Radsport verschrieben hatte. Seit dem 3. August fanden nämlich in allen UCI-Sportarten die Titelkämpfe statt. Überall hingen Flaggen und Banner. In der Innenstadt war eine grosse Fan-Zone aufgestellt, wo live-Übertragungen der Wettkämpfe gezeigt wurden und Events und Konzerte stattfanden, sowie sich die Sponsoren präsentieren durften. Rund um diese Fan-Zone waren viele Strassen teilweise oder ganz abgesperrt, weil dort die Rennfahrer:innen bei den Strassenrennen durchsausten. Wo man auch hinging, man traf immer wieder freundliche Helfer:innen in türkisen Shirts und Jacken, aus Glasgow und der näheren und weiteren Umgebung (mindestens ein Helfer sogar aus der Schweiz), ohne die so ein Grossanlass nicht machbar wäre.
Zum Ende dieser Mega-WM des Radsports waren auch die 7 Medaillensätze für die Hallenradsportler: innen fällig, 5 davon im Kunstradfahren. In der Emirates Arena am Rande der Stadt hatten wir beste Bedingungen für den Wettkampf und wieder sehr viele hilfsbereite Helfer:innen, die auch manche administrative Schwierigkeit im Vorfeld vergessen machten. Und hier waren unsere zwei jungen Aargauer Talente mittendrin.
Die für Finnland startende Mella Hermann hatte mit ihren Trainerinnen im Vorfeld ihre Kür noch etwas umgestellt. So ging sie mit dem Wissen, dass mit etwas Glück die angestrebten 60 Punkte am 12. August sehr wohl in Reichweite sein würden, an die WM. Beim Training in der Wettkampfhalle gelangen zuweilen alle Übungen, aber die Nervosität stieg auch langsam an. Im Wettkampf gelangen schliesslich nicht alle «Wackelübungen» optimal und so konnte Mella die 60 Punkte nicht ganz mit nach Hause nehmen. Weil die Zeit am Ende knapp wurde, musste sie eine Übung auslassen, damit die Abschlussübung in den 5 Minuten Platz fand. Nachdem die Wertungsrichter die Abwertung bei einer selten gezeigten Übung noch diskutiert hatten, resultierten 58.88 Punkte und damit immerhin eine neue persönliche Bestleistung und der 1. Zwischenrang. So kam dann auf der «Siegercouch» aus farbigen Sitzsäcken das Lächeln doch noch in Mellas Gesicht zurück und wir blicken positiv auf die erste WM-Teilnahme von Mella zurück. Es war ein tolles Erlebnis, Teil eines solchen Grossanlasses zu sein! In Mellas Kategorie (1er Damen) siegte Ramona Dandl (D) vor Lara Füller (D) und Lorena Schneider (A). Alessa Hotz, die beste Schweizerin, musste sich dieses Jahr mit dem vierten Platz zufriedengeben. Mella beendete den Wettkampf auf dem 20. Rang bei 24 Teilnehmerinnen.
Für den 17-jährigen Silas Göbelbecker startete das Abenteuer Weltmeisterschaft mit einer grösseren Aufregung. Beim WM-Kaderzusammenzug eine Woche vor der Abreise nach Glasgow ging sein Kunstrad kaputt. Nach genauerem Betrachten stellte sein Vater und Mechaniker einen Rahmenbruch oberhalb des Tretlagers fest. Glück im Unglück war der Umstand, dass Silas nebst der 1er Disziplin seit 2 Jahren auch in der 2er Disziplin trainiert. Aufgrund der hohen Materialbelastung in dieser Disziplin besitzt Silas ein zweites Kunstrad. So absolvierte Silas in der letzten Woche vor der WM ein intensives Training auf dem umgebauten 2er Kunstrad, um das notwendige Radgefühl für die 1er Kür zu erlangen.
Weder die Aufregung um sein Rad noch das noch nicht zu 100% erlangte Zusammenspiel mit dem Ersatzrad konnten Silas aus dem Konzept bringen. Silas zeigte bei seiner ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft eine super und sehr saubere Kür und konnte mit den 102.68 ausgefahrenen Punkten sein Ziel von 100 Punkten übertreffen. Seine Leitung reichte Silas am Schluss zum hervorragenden 13. Rang, wobei er damit 4 seiner nächsten Konkurrenten überholen konnte.
Beim Start an dieser Elite-WM ging es für den noch bei den Junioren startenden Silas vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Dank der engagierten Unterstützung und guten Stimmung im Schweizer Team sowie der unglaublich tollen Atmosphäre Rund um diese Weltmeisterschaften wird dieses unvergessliche Erlebnis mit vielen spannenden und schönen Momenten auch für Silas lange in guter Erinnerung bleiben.

Zwei Aargauer Kunstradfahrer an der UCI WM 2023 in Glasgow

Der Weltverband der Radfahrer UCI hat vom 3. – 13. August Grosses vor: In 11 Tagen vergibt er 218 Weltmeistertitel und Medaillensätze in 13 UCI-Radsportkategorien. Alle Wettkämpfe finden in Glasgow und Umgebung in Schottland statt.

Bei dem Grossanlass, der zum ersten Mal in dieser Form stattfindet, sind auch zwei junge Talente aus dem Kanton Aargau dabei. Die 17-jährige Mella Herrmann aus Windisch, die bei uns im Verein trainiert und für Finnland startet, sowie der gleichaltrige Silas Göbelbecker aus Baden, der beim RB Brugg trainiert und Mitglied des Schweizer Kaders ist. Der Schweizer Verband Swiss Indoor- and Unicycling schickt 15 Sportler aus den Sportarten Kunstrad und Radball wie auch sechs Trainer, Physiotherapeuten, Mechaniker und Funktionäre an die WM. Mella wird durch ihre Vereinstrainerinnen und Familie begleitet.

Wir konnten mit den beiden sympathischen Sportlern vor ihrer Abreise sprechen und haben sie nach ihren Zielen und Wünschen gefragt, die sie zur Weltmeisterschaft haben. Mella und Silas auf was freut ihr euch am meisten? Mella: «Dass ich überhaupt dabei sein kann, auch weil die WM in diesem Rahmen stattfindet», Silas: «Ja, genau so geht es mir auch, es wird die grösste WM sein, an der wir wahrscheinlich je teilnehmen werden». Dazu muss man wissen, dass die WM im Hallenradsport normalerweise zusammen mit den Radballern stattfindet. An einer solchen WM, die drei Tage dauert, hat es im Durchschnitt 4000 Zuschauer und irgendwie kennen sich alle, es ist eine grosse Familie. Was sind eure Ziele an der WM? Silas: «Ich möchte mindestens 100 Punkte ausfahren und meine persönliche Bestleistung erreichen», und Mella: «Ich möchte mindestens 60 Punkte ausfahren und auch meine persönliche Bestleistung erreichen. Dazu möchte ich nach der Kür zufrieden ab der Wettkampffläche gehen, d.h. dass ich ein konzentriertes, sicheres Programm gezeigt habe und das die Zeit von 5 Minuten für meine Kür hoffentlich ausgereicht hat». Wie bereitet ihr euch noch so kurz vor dem Wettkampf vor: Mella und Silas: «Wir haben unser Training in den Sommerferien noch erhöht und trainieren nun 3-4 in der Woche», Silas: «Ich versuche mich aber auch ein wenig Abzulenken und nicht all zu oft an die WM zu denken», Mella: «Ich mache neben dem Training noch viel Seilsprünge, Kraft und Dehnübungen, das möchte ich bis vor der Wettkampf-Woche aufrechterhalten».

Erzählt doch auch einmal, was euch am Kunstradsport den so viel Spass macht, wie lange macht ihr diesen Sport schon und habt ihr schon Internationale Erfahrung im Kunstradsport sammeln können?

Silas: «Ich fahre Kunstrad seit ich 10 Jahre alt bin. Mir macht das Kunstradfahren Spass, weil man immer neue Übungen lernen kann und auch das man fast Eins mit dem Velo wird, das man ganz genau weiss, wie das Velo auf meine Bewegungen reagiert. Internationale Erfahrungen habe ich an drei Teilnahmen an Junioren EMs gesammelt. Ausserdem habe ich bereits an vier Weltcup-Wettkämpfen teilgenommen, die vorwiegend in Deutschland stattgefunden haben. Mella: «Ich bin an denselben drei EM-Wettkämpfen wie Silas gewesen, dabei bin ich für Finnland gestartet. An Weltcup-Wettkämpfen habe ich noch nicht teilgenommen, das kann ich zeitlich noch nicht unterbringen. Ich fahre seit ich in der 1 Klasse war, also schon seit 10 Jahren. Mir macht Kunstradfahren Spass, weil man mit dem Körper arbeiten muss. Es ist koordinativ anspruchsvoll, man muss beweglich sein, Kraft und Ausdauer muss man auch haben. Und auch dass es eine Randsportart ist, finde ich auch toll, das macht halt nicht jeder». Wie geht es mit euch nach der WM weiter? Mella: «Am Montag nach dem Wettkampf startet bei mir bereits das 2. Jahr der Kantonsschule Wettingen. Danach werde ich das Training ein wenig locker angehen, weil bis im Dezember keine Wettkämpfe mehr stattfinden und auch weil ich Januar für ein halbes Jahr in einen Schüleraustausch gehe» und Silas: «Ich mache noch eine Woche Ferien in England mit meinen Eltern und dann gehe ich zurück in mein 3. Lehrjahr als Motorradmechaniker. Im Training beginnt dann das Aufbautraining für die Wettkämpfe, die im Dezember beginnen und bis ca. Mai dauern werden.

Wir danken den beiden Sportlern, dass sie sich Zeit genommen haben und uns diese Fragen zu beantworten. Wir wünschen den beiden Kunstradsportlern viel Erfolg an dieser tollen WM unter mehr als 8000 Sportlern in den verschiedensten Radsportarten.

Vereinsreise 2022

In unserem 100-Jahr-Jubiläumsjahr führte uns unsere Vereinsreise am 4. September in den Kanton Waadt, genauer gesagt nach Corsier-sur-Vevey ins Charlie-Chaplin-Museum inklusive Schifffahrt auf dem Genfersee bei wunderschönem Wetter, aber ohne richtiges Bier, was einige Teilnehmer feststellen mussten.

Was würde uns wohl im ehemaligen Wohnhaus der Chaplin Familie erwarten? Alle waren gespannt, was wir in der schönen Parkanlage mit Wohnhaus und neuem Museumsbau vorfinden werden? Ob die Älteren, die die Chaplin-Filme noch kennen oder die Jungen, die Charlie Chaplin und auch seine Filme nicht mehr kennen (auch nicht als A-ha Effekt im Sinn von «den habe ich auch schon gesehen»), war es eine Wundertüte auf die wir alle sehr gespannt waren.

Wir besuchten zuerst den Museumsneubau in der das filmische Lebenswerk von Charlie Chaplin gezeigt wurde. In diesem Bereich konnte man die Figuren der Film hineinschlüpfen und ein Teil einer Filmkulisse werden, da hatte es bewegende Böden in der man eine Scene nachspielen konnte oder Requisiten aus den Filmen, die man anfassen und sich damit fotografieren lassen konnte. Auch wurden nicht nur Filme oder Figuren aus Chaplins Filmschaffen gezeigt, sondern auch Künstler, die C. Chaplin begleitet und inspiriert haben. Ein sehr gelungener und interessanter Bereich der Freude macht, aktiv die Kult-Kulissen und aussergewöhnlichen Requisiten zu benutzen und so ein Teil der Film-Geschichte von C. Chaplin zu werden. Wenn man genug Zeit zur Verfügung hat, ist es wahrscheinlich möglich, alle seine Filme anzuschauen, jedoch zog es uns nach dem Mittagessen, in die Villa der Familie, in der einerseits die Private Seite der Gross-Familie gezeigt wurde, aber auch hier wurden wir von Wachsfiguren von international bekannten Persönlichkeiten empfangen, die für C. Chaplin wichtig waren.

Es war eine schöne und inspirierende Reise an den Genfersee, den wir dann noch mit einer wunderschönen Schiffspassage von Vevey nach Lausanne abschlossen und so entspannt die Heimreise antreten konnten.